Das Berliner Testament ist eine der beliebtesten Formen des gemeinschaftlichen Testaments unter Ehepartnern. Es sichert den überlebenden Partner ab und regelt die Erbfolge klar. Doch es bringt nicht nur Vorteile – insbesondere in Patchwork-Familien oder steuerlich betrachtet gibt es einige Hürden. In diesem Artikel erklären wir, wie das Berliner Testament funktioniert, welche Vor- und Nachteile es hat und worauf man achten sollte.
Wie funktioniert das Berliner Testament?
Beim Berliner Testament setzen sich Ehepartner gegenseitig als Alleinerben ein. Die gemeinsamen Kinder erben erst nach dem Tod des zweiten Elternteils. Diese Regelung soll verhindern, dass Kinder sofort nach dem ersten Todesfall ihren Pflichtteil geltend machen und das Vermögen des überlebenden Partners gefährden.
Vorteile des Berliner Testaments
- Absicherung des überlebenden Ehepartners: Er kann das gesamte Erbe ohne Einschränkungen nutzen.
- Vermeidung von Erbstreitigkeiten: Die Erbfolge ist klar geregelt.
- Einfache Erstellung: Es reicht, wenn beide Ehepartner das Testament eigenhändig unterschreiben.
- Erhalt des Familienvermögens: Das Vermögen bleibt in der Familie und wird erst nach dem Tod beider Eltern auf die Kinder übertragen.
Nachteile des Berliner Testaments
- Bindungswirkung: Nach dem Tod eines Partners kann der überlebende Ehegatte das Testament nicht mehr ohne Weiteres ändern.
- Pflichtteilsansprüche der Kinder: Auch wenn sie als Schlusserben vorgesehen sind, können sie nach dem Tod des ersten Elternteils ihren Pflichtteil einfordern.
- Steuerliche Nachteile: Der überlebende Ehepartner erbt das gesamte Vermögen und nutzt seinen persönlichen Steuerfreibetrag (500.000 Euro). Beim Tod des zweiten Elternteils müssen die Kinder dann das gesamte Erbe auf einmal versteuern – mit entsprechend höheren Steuersätzen.
Berliner Testament in Patchwork-Familien
Besonders in Patchwork-Familien kann das Berliner Testament problematisch sein. Werden nur die gemeinsamen Kinder als Schlusserben eingesetzt, gehen Stiefkinder oft leer aus. Sie gelten rechtlich nicht als direkte Erben, es sei denn, sie wurden ausdrücklich im Testament bedacht. Eine ausgewogene Gestaltung ist hier besonders wichtig, um Streit zu vermeiden.
Alternativen und Ergänzungen
- Pflichtteilsstrafklausel: Diese Klausel soll verhindern, dass Kinder nach dem ersten Erbfall ihren Pflichtteil einfordern. Wer dies tut, wird auch beim zweiten Erbfall nur mit dem Pflichtteil bedacht.
- Teilweise Verfügungsfreiheit: Eine „Öffnungsklausel“ kann es dem überlebenden Ehepartner ermöglichen, das Testament unter bestimmten Umständen zu ändern.
- Schenkung zu Lebzeiten: Um Steuerfreibeträge optimal zu nutzen, kann eine schrittweise Vermögensübertragung sinnvoll sein.
HYLI-Erbsimulator
Das Berliner Testament bietet eine klare Regelung für Ehepaare, ist aber nicht in jeder Situation die beste Lösung. Besonders in Patchwork-Familien oder bei großen Vermögen kann es sinnvoll sein. Probiere doch gleich den HYLI-Erbsimulator und schaue, wie du dein Erbe am besten aufteilst.